Gut gemeint ist nicht gut gemacht!
Bildungsministerin spendiert Schulen Mecklenburg-Vorpommerns Mitgliedsbeitrag beim Deutschen Jugendherbergswerk
Was sich gut für Schulen in Mecklenburg-Vorpommern anhört, ist für den Jugendreisebereich eine Wettbewerbsverzerrung ohne Gleichen. Die einseitige Bevorzugung des Deutschen Jugendherbergswerks durch die Bildungsministerin Birgit Hesse ist inhaltlich und qualitativ nicht zu begründen, rechtlich problematisch und ein Affront gegen andere gemeinnützige, nicht gewerbliche und gewerbliche Jugendunterkünfte!
Die Bildungsministerin Birgit Hesse spendiert den Schulen Mecklenburg-Vorpommerns für mehrere Jahre den Mitgliedsbeitrag beim Deutschen Jugendherbergswerk. „Ich hoffe, dass die Schulen verstärkt auf die Angebote der Jugendherbergen zurückgreifen. Schließlich gehören Schulfahrten für Kinder und Jugendliche zu den Höhepunkten im Schuljahr“, so Hesse. Wer könnte Einwände gegen diese sicherlich gut gemeinte Entscheidung der Schweriner Bildungsministerin haben?
Nehmen wir als Beispiel die einschlägigen Schulbuchverlage in Deutschland, allesamt so gewerblich wie unverzichtbar für das Bildungswesen. Angenommen, die Ministerin hätte sich einen Verlag herausgegriffen, zufällig einen ihr gut bekannten. Weil dieser Verlag so besonders unverzichtbar sei, beschlösse die Ministerin, ihr Ministerium würde zukünftig 5% der Bücherkosten übernehmen. Sie hoffe nun, dass die Schulen auf die Angebote dieses so wichtigen Verlages besonders zugreifen würden.
Nicht übertragbar? Die Mehrzahl der deutschen Jugendunterkünfte gehören nicht dem Deutschen Jugendherbergswerk an. Möchte die Bildungsministerin behaupten, dass ein Schullandheim, ein Haus, dass sich der Förderung des Sports, der Erlebnispädagogik oder der christlichen Nächstenliebe verschrieben hat oder ein pädagogisch orientierter, Steuern zahlender gewerblicher Anbieter – dass ein solches Haus weniger gilt als eine Jugendherberge?
Beim kürzlich abgelehnten Digitalpakt erklärten die Ministerpräsidenten der Länder „Wir wollen keine Einheitsschulpolitik aus Berlin. Wir wollen die Vielfalt und den Wettbewerb in unserem Bildungswesen erhalten“. Der Beschluss der Bildungsministerin behindert eine vernünftige Abwägung der Entscheidungsträger an den Schulen, der Lehrer, Schüler und Eltern, über die am besten für die geplante Schulfahrt geeignete Jugendunterkunft.
Wir können nicht beurteilen, ob die Ministerien einer ihr nahe stehenden Organisation gefallen wollte oder ob die Entscheidung schlicht eigener Überforderung zuzurechnen ist. Unabhängig von den Gründen ist die Entscheidung einseitig und falsch. Aus diesem Grund fordern die Verbände Bundesverband Individual- und Erlebnispädagogik e.V. und Reisenetz, Deutscher Fachverband für Jugendreisen e.V. die Zurücknahme dieses Schritts!